Demonstration #LeaveNoOneBehind auch in Rosenheim

Am gestrigen Sonntag, den 29. März, nahmen etwa 6000 Menschen von 16 bis 18 Uhr an einer Online-Demonstration unter dem Motto #LeaveNoOneBehind teil, unter ihnen auch der Initiativkreis Migration Rosenheim sowie weitere zahlreiche Rosenheimer*innen. Die Demonstration wurde von der Seebrücke organisiert und hatte zum Ziel, in Zeiten von Corona auch an die Menschen an den EU-Außengrenzen zu denken, für deren Rechte einzustehen und eine humanitäre Katastrophe in den Lagern auf den griechischen Inseln zu verhindern.

In Form mehrerer Stationen und zahlreichen Redebeiträge fand am gestrigen Sonntag eine Online-Demonstration der Seebrücke statt. Hintergrund war der aktuell grassierende Corona-Virus und die Tatsache, dass sich dieser in den beengten griechischen Flüchtlingslagern nicht stoppen lassen wird. „Angesichts der katastrophalen Zustände an den EU-Außengrenzen wirken Hygienetipps der Bundesregierung, wie das richtige und häufige Händewaschen wie blanker Hohn“, so ein Vertreter des Initiativkreis Migration Rosenheim. Aufgrund derartiger Tatsachen war eine vielfach wiederkehrende Forderung während der Demonstration (in Kommentaren, auf fotografierten Transparenten, in Forderungen an die „besuchten“ Ministerien und Verantwortlichen) „Wir fordern die sofortige Evakuierung und Unterbringung in Sicherheit für Schutzsuchende!“

Im Laufe der Demonstration wurden das Bundesinnenministerium, die Bundesregierung, das Auswärtige Amt, die EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen und die EU-Kommissarin für Inneres Ylva Johansson „besucht“. Auf Twitter, Facebook, per Email und über Kontaktformulare wurden Forderungen an die Verantwortlichen gestellt und auf die beispiellose menschenrechtliche, gesundheitliche und politische Katastrophe hingewiesen.

Im Aufruf zur Demonstration hieß es u.a.: „Angesichts der weltweiten Corona-Pandemie müssen wir mehr denn je solidarisch handeln und jene unterstützen, die von dieser Katastrophe besonders schwer betroffen sind. Das sind unter anderem Alte, Arme, Obdachlose, Immunschwache und auch geflüchtete Menschen an unseren Außengrenzen. … Griechenland und die EU haben in den letzten Wochen grundlegende Menschenrechte und das Recht auf Asyl faktisch abgeschafft. … Die Situation in den überfüllten Lagern ist katastrophal, es fehlt an allem: von medizinischer Hilfe bis zu hygienischer Grundversorgung. Gefangen und isoliert auf den Inseln sind die Menschen der Pandemie schutzlos ausgeliefert. Denn Schutzmaßnahmen, die auf dem europäischen Festland getroffen werden, sind dort schlicht unmöglich.“

Weitere Informationen zur gestrigen Demonstration auf Twitter und bei der Seebrücke.

Ein Rückblick auf die Veranstaltungsreihe „Menschen und Rechte sind unteilbar“

Erfolgreiche Veranstaltungsreihe „Menschen und Rechte sind unteilbar!“ Spende an die Nichtregierungsorganisation „Lesvos Solidarity“


Von Mitte Januar bis Ende Februar organisierte der Initiativkreis Migration Rosenheim eine Ausstellung mitsamt Veranstaltungsreihe zum Thema “Menschen und Rechte sind unteilbar!“ Fünf Veranstaltungen und eine Ausstellung wurden von mehr als hundert Interessierten besucht. Dort erhaltene Spenden in Höhe von 786€ gibt der Initiativkreis Migration Rosenheim komplett an die Nichtregierungsorganisation „Lesvos Solidarity“ weiter. Die Ausstellung ist noch bis 29. Februar im Schüler- und Studentenzentrum Rosenheim (Pettenkoferstraße 9) zu besichtigen.

Im Rahmen einer Ausstellung und fünf Veranstaltungen behandelte der Initiativkreis Migration Rosenheim das Thema „Menschen und Rechte sind unteilbar!“ über anderthalb Monate. Die Veranstaltungen einte die Überzeugung, dass Menschenrechte die unveräußerliche Grundlage demokratischer Gesellschaften sind, die gegenwärtig jedoch in Europa immer wieder von Rechtspopulistinnen in Frage gestellt werden. Dies betrifft die Unabhängigkeit der Gerichte, die Pressefreiheit, Bürgerrechte und nicht zuletzt das Grundrecht auf Asyl. „Deswegen und mit Blick auf die anstehenden Kommunalwahlen ist es uns ein großes Anliegen an die Bedeutung der Menschenrechte zu erinnern“, führte Barbara Riedel vom Initiativkreis Migration Rosenheim zu Beginn der Veranstaltungsreihe aus. Die Besucherinnen der Veranstaltungen waren teilweise schockiert über die Zustände und menschenunwürdige Situationen Geflüchteter sowohl an den EU-Außengrenzen, als auch in Bayern und Rosenheim. Hamun Tanin stellte in seinem Vortrag beispielsweise die dramatische Lage auf Lesbos dar, einer Insel, auf der auf 85.000 Bewohner*innen etwa 17.000 Geflüchtete kommen. Diese Menschen sind dort nur teilweise in völlig überfüllten Lagern untergebracht, in denen es nicht nur an Unterkünften und medizinischer Versorgung mangelt. Er stellte weiterhin den Bezug zu den ANKER-Zentren in Bayern her, die nicht nur den eigenen Ansprüchen, wie schnelle AsylVerfahren, nicht gerecht werden, sondern auch ein kostenintensives Monstrum darstellen, dass ein menschenwürdiges Dasein verunmöglicht. Auch der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Film „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ zog die Anwesenden in seinen Bann. Er handelt vom 12 Jahre alten Zain, der seine Eltern anklagt, ihn auf die Welt gebracht zu haben. In eine Welt, in der Kinder immer noch in Slums und auf der Straße aufwachsen müssen, in der Kinderarbeit Alltag ist und unverhandelbare Rechte auch für Kinder absolut notwendig sind. Doch prangert der Film nicht die konkreten Eltern von Zain an, sondern „das ganze System, das diese Kinder im Stich lässt“.

In einem Kommunikationstraining gegen Stammtischparolen konnten Interessierte schließlich einen souveräneren Umgang mit rassistischen und menschenverachtenden Äußerungen einüben: Zentral ist es hierbei, derartige Aussagen nicht hinzunehmen und deutlich und hörbar zu widersprechen.


Barbara Riedel blickt zufrieden auf die Veranstaltungsreihe zurück: „Wir haben viele Menschen angesprochen und in anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung auf die Notwendigkeit von Menschlichkeit und Menschenrechten hingewiesen. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Reihe und freue mich, dass wir nicht nur Betroffenheit ausgelöst haben, sondern auch knapp 800€ gespendet wurden, die nun der Hilfe für Geflüchtete auf Lesbos zukommen.“
Die Ausstellung „Menschen und Rechte sind unteilbar!“ ist noch bis zum 29. Februar 2020 im Schüler- und Studentenzentrum Rosenheim (Pettenkoferstraße 9) zu besichtigen.