Mahnwache: Für Vielfalt und Solidarität – Gegen Terror und Hetze



Wir wollen

am Mittwoch, dem 28.8.24

um 18 Uhr

am Nepomuk Brunnen am Max Josefs Platz in Rosenheim

den Opfern von Solingen mit einer Trauerminute gedenken.

Solingen war bereits am 29. Mai 1993 Ort einer schweren rassistischen Gewalttat.

Jetzt sind wieder 11 Menschen Opfer einer extremistischen Gewalt geworden.
Während eines Festes der Vielfalt sind drei Menschen ermordet worden und acht Weitere verletzt.

Wir verurteilen jede Art von Gewalt und Terrorismus und bieten deshalb mit dieser Mahnwache allen Einwohnern von Rosenheim die Gelegenheit, ihrer Trauer und Betroffenheit Ausdruck zu verleihen.

So eine Tat ist wie ein Stein, den man ins Wasser wirft: Seine Wellen ziehen Kreise und treffen die Opfer selbst, Angehörige, Zeugen, Polizisten, Ärzte, Nachbarn und Andere.

Solche Taten von Einzelnen dürfen jedoch nicht dazu missbraucht werden, alle Menschen aus einem Staat, einer Religion oder einer anderen Kultur zu verurteilen.

Wir wollen den Opfern mit allen Rosenheimerinnen und Rosenheimern gedenken, egal woher sie kommen.

Rosenheim ist vielfältig und hat viele Menschen in den letzten Jahren aufgenommen und integriert. Wir wollen diese Vielfalt bewahren und ausbauen.

Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu beteiligen.

Bringen Sie gerne Kerzen und andere Zeichen der Trauer mit.

Rückblick:

Die Mahnwache war mit über 40 Personen gut besucht, Gedenkminute und Reden wurden wohlwollend aufgenommen.

RFO Video: https://www.rfo.de/mediathek/video/mahnwache-in-rosenheim-gemeinsam-gegen-hass-und-hetze/

OVB Text: https://www.ovb-heimatzeitungen.de/rosenheim-stadt/2024/08/27/trauerminute-fuer-solingen-opfer-2.ovb

Link zur Unterschriften Aktion für Solingen von Hibba Kauser:

Ein Appell für Menschlichkeit: Wir lassen uns nicht spalten – für ein Deutschland, das zusammenhält!

https://innn.it/solingen

Zwei Reden vom Mittwoch:

Liebe Mitbürger*innen
wir haben uns heute hier versammelt, weil der Terrorakt in Solingen am
vergangenen Freitag uns in Rosenheim zur Trauer und zum Mitgefühl mit den
Opfern und ihren Familien bewegt. Es ist unsere Pflicht und mir ein
Anliegen, den Hinterbliebenen dieser Gewalttaten wissen zu lassen, dass wir
gemeinsam gegen jede Form von Gewalt und Hass stehen.
Als Person die mit Menschen mit Traumafolgestörungen arbeitet sehe ich
täglich, wie tief solche Ereignisse in die Seelen der Menschen einschneiden.
Menschen die mit solchen Erlebnissen oder deren Auswirkungen konfrontiert
werden, tragen oft ein Leben lang an diesen schweren Lasten.
Sie fragen sich:
„Warum passiert so etwas?
Warum gibt es so viel Hass?“
Und auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten.
In einer Zeit, in der Terror und Hetze immer wieder unsere Gesellschaft
erschüttern,
ist es wichtiger denn je, einen klaren Kopf zu bewahren und den Reflexen des
Populismus zu widerstehen.
Es ist einfach, in schwierigen Zeiten Sündenböcke zu suchen, verkürzte
Antworten auf komplexe Probleme zu geben und mit dem Finger auf andere zu
zeigen.
Doch solche Antworten sind oft falsch, und sie führen uns nicht zu einer
besseren, sondern zu einer gespaltenen und verängstigten Gesellschaft.
Populismus nährt sich von Angst und Unsicherheit. Er verspricht schnelle
Lösungen und zielt dabei oft darauf ab, die tiefen Ängste der Menschen
auszunutzen.
Was wir jedoch brauchen, ist nicht mehr Angst und Unsicherheit, sondern
mehr Dialog, mehr Verständnis und vor allem mehr Zusammenhalt.
Bitte bedenkt, dass gerade wegen des Terrors und des Islamismus viele
Menschen aus Ländern wie Afghanistan und Syrien ihre Heimat verlassen
müssen. Es wäre ein schwerer Fehler, alle Menschen aus unsicheren Regionen
pauschal zu verurteilen oder als Täter abzustempeln. Sie suchen Zuflucht vor
genau den Bedrohungen, die wir alle fürchten.
Mit Kindern- Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive zu
erarbeiten und ihnen zu helfen, einen positiven und konstruktiven Weg zu
finden, ist die Aufgabe von uns allen nicht nur denen die sich beruflich
engagieren. Es ist eine Aufgabe, die uns alle in der Gesellschaft betrifft, eine
Aufgabe, die wir gemeinsam und im Alltag angehen wollen.
Solingen erinnert uns zudem leider an den rassistischen Brandanschlag in 1993. Bei dem verloren fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen ihr Leben.
Dieser entsetzliche Akt wurde durch den wachsenden Hass und die Hetze in der
Gesellschaft befeuert, die Ausländerfeindlichkeit und Rassismus förderten.
Solche Taten sind das traurige Ergebnis von Vorurteilen, die durch Worte und
Ideologien geschürt werden und in Gewalt münden. Es erinnert uns daran, wie
gefährlich es ist, wenn Hass ungehindert wächst und in tödliche Taten
umschlägt.
Denn Gewalt kann niemals eine Lösung sein, Hass führt nur zu mehr Hass und
jede und jeder trägt den Wunsch in sich, dass alle Menschen in Frieden und
Würde leben können.
Dazu gehört auch, den Mut zu haben, sich gegen diejenigen zu stellen, die
versuchen, unsere Gesellschaft mit populistischen Parolen zu spalten.
Es bedeutet, sich für die Werte einzusetzen, die unser Zusammenleben möglich
machen: Respekt, Toleranz und Mitgefühl.
Vielen Dank!

    Liebe Rosenheimer*innen,

    das Gedenken an die Opfer des Terroraktes von Solingen und an ihre Angehörigen
    stand im Mittelpunkt unseres Wunsches, diesen Raum heute abend in Rosenheim zu schaffen.

    Ihnen gilt unser tiefes Mitgefühl und auf sie richtet sich
    heute, hier und jetzt, unsere Anteilnahme und Gedanken.

    Es sind Gedanken, die uns bekannt vorkommen:
    Ein Echo der Gewalt, nicht nur in Solingen, sondern an vielen Orten Deutschlands,
    ruft uns in Erinnerung, wie fragil wir Menschen sind und dass wir immer wieder aufs Neue aushandeln müssen,
    wie wir leben wollen, welchen Werten wir Platz einräumen, was uns wichtig ist.

    Wir verurteilen jegliche Gewalt,
    wir sind gegen Terror und Hetze,
    wir stehen gemeinsam mit den Betroffenen und Opfern.

    Das sagt sich so leicht.

    Den Impuls, schnelle, übereinfache Lösungen stattdessen zu fordern ,
    den kennen wir wahrscheinlich trotzdem alle.

    Die innere Arbeit, die es uns ermöglicht,
    dennoch an einer weltoffenen Gesellschaft und an einem vorurteilsfreien Menschenbild mitzuwirken, ist dagegen schwer und mühsam.

    Deshalb lassen Sie mich diese Frage stellen:
    Wer schützt uns vor diesem Schwarz Weiß Denken?

    Meine Antwort:
    Statt diese Aufgabe anderen zu übertragen ,
    bitte ich Sie, sich der Projektion zu widersetzen
    und auch in Zeiten der Uneindeutigkeit weiter unsere Werte zu verteidigen:

    Mitmenschllichkeit und Friedfertigkeit
    Minderheitenrechte und gesellschaftlichert Zusammenhalt
    In Vielfalt Vereint

    Ich möchte zum Schluss noch den Sufi Mystiker Jalaladin Mohamed Rumi
    für uns zitieren.
    Ich denke, er wollte damit ausdrücken, dass wir als Menschen daran glauben und darauf hinarbeiten können, trotz allem eine gemeinsame Ebene des Zusammenhaltes zu erreichen und zur erhalten:

    „Jenseits von Richtig und Falsch
    gibt es einen Garten.
    Dort treffen wir uns.“

    Vielen Dank!